Kapitel 5 zum Webinar ‚Gesunder Babyschlaf‘ präsentiert von ALVI®

Teil 5 von 6

Die häufigsten Sorgen & Ängste rund um den Babyschlaf

Für Eltern ist der Schlaf ihres Babys von großer Wichtigkeit – und mit vielen Fragen und Sorgen verbunden! Die häufigsten davon wollen wir hier aufgreifen. Ebenso geht es in diesem Kapitel um weit verbreitete Irrtümer rund um den Schlaf, die Hebammen in der Beratung immer wieder begegnen. Eine offene Kommunikation, klare Aussagen und Verständnis für die individuelle Situation können oft schon für große Erleichterung in den Familien sorgen.

Abschließend gehen wir noch einmal ausführlich auf das Thema „Plötzlicher Kindstod“ ein, klären die wichtigsten Risikofaktoren und teilen die aktuellen Erkenntnisse zur Prävention.

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Sorgen der Eltern

Abgesehen von den konkreten Fragen, die wir unten behandeln, leiden viele Eltern in den ersten Monaten unter einem diffusen Unwohlsein und Erwartungsdruck: Sie spüren eine gesellschaftliche Erwartung, dass ihr Baby schnell durchschlafen sollte. Sie verbuchen es als persönliches Versagen, wenn dies nicht der Fall ist. Hier können Hebammen mit ihrem Erfahrungsschatz die Eltern stärken! Es kann nicht oft genug betont werden, dass ein 6-8 Stunden am Stück schlafendes Baby im ersten Lebensjahr eher die Ausnahme als die Normalität ist. Jede Familie sollte ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu finden und mit Selbstbewusstsein zu beschreiten.

Wie kann ich feststellen, ob mein Baby im Schlaf friert oder schwitzt?
Im Nacken fühlen: Dort sollte das Baby warm sein, aber nicht schwitzen. Wichtig für die Wohlfühltemperatur ist ein an die Jahreszeit bzw. Raumtemperatur angepasster Schlafsack.

Wie kann ich sicher sein, dass im Zimmer die richtige Temperatur herrscht?
Unsichere Eltern nutzen am besten ein Raumthermometer. Wichtiger als die Temperatur ist allerdings das Lüften und die Frischluftzufuhr.

Haustier und Baby – ist das sicher?
Eltern sollten Haustiere nie mit dem Baby allein lassen – egal, ob wach oder schlafend. Das Haustier sollte vom Schlafort des Kindes ferngehalten werden.

Wann muss ein Baby lernen, allein zu schlafen?
Jedes Baby ist anders – es gibt daher keinen festen Zeitpunkt für die Umstellung. Wichtig ist, dass das Baby allein zurück in den Schlaf finden kann und nicht auf die unmittelbare Nähe der Eltern zur Beruhigung angewiesen ist. Geduld ist wichtig.

Kann ich das Baby zu sehr verwöhnen, wenn ich es immer beim Einschlafen begleite?
Nein, Babys können nicht verwöhnt werden. Sie kennen nur den aktuellen Moment und ihre Bedürfnisse. Auf diese Bedürfnisse einzugehen, stärkt das Vertrauen und die Bindung zwischen Eltern und Baby. Wir Menschen sind Gemeinschaftswesen und es ist ganz natürlich, dass die vertraute Nähe für ruhigen Schlaf benötigt wird.

Soll ich mein Baby schreien lassen, damit es lernt, sich selbst zu beruhigen?
Nein. Schreien steht immer für ein akutes Bedürfnis, das beachtet und befriedigt werden sollte. Kinder schreien zu lassen kann dazu führen, dass sie resignieren und verstummen. Das Bedürfnis bleibt dann jedoch ungestillt.

Was soll ich tun, wenn das Baby in Bauchlage rollt?
Es ist davon auszugehen, dass ein Kind, das sich in Seiten- oder Bauchlage rollen kann, auch die Bewegung zurück in die Rückenlage schafft.

Im Familienbett: Kann es passieren, dass ich auf das Baby rolle?
Erwachsene schlafen in der Regel nicht so tief, dass diese Gefahr besteht (außer bei Alkohol-, Medikamenten-, oder Drogenkonsum). Gewisse Vorsichtsmaßnahmen am Elternbett sind dennoch zu empfehlen, wie zum Beispiel ein Herausfallschutz. Es gibt auch spezielle Begrenzungen und Umrandungen für das Baby, die als Puffer für die Eltern dienen.

Wie gelingt der Übergang vom Familienbett ins eigene Bett?
Sanft, aber konsequent sollte es sein. Wenn Eltern beschließen, dass es Zeit für den Umzug ist, sollten sie diesen Übergang mit Geduld und Liebe gestalten. Positive Verbindungen zum eigenen Bett (zum Beispiel tagsüber oder als Einschlafritual) und der Kontakt zu den Eltern, wenn er gebraucht wird, stärken das Vertrauen des Kindes. Jedes Baby kann sich langsam an ein eigenes Bett gewöhnen, manche brauchen etwas länger.

Kann sich der Kopf durch die ständige Rückenlage verformen?
Wenn eine Verformung zu erkennen ist, sollte unbedingt auf Wechsellagerung am Tag geachtet werden. Im Kinderwagen und auf der Krabbeldecke kann das Kind in Bauchlage abgelegt werden. Zum Schlafen gibt es außerdem spezielle Lagerungskissen, die den Druck auf den Hinterkopf reduzieren.

Kann das Baby an Erbrochenem ersticken?
Babys, deren Atemwege von Erbrochenem verschlossen werden, machen in der Regel lautstark auf sich aufmerksam! Oft können sie es auch allein als Reaktion aushusten.

Brauchen Babys zum Schlafen absolute Ruhe?
Nein. Gerade tagsüber schlafen Babys bei normaler Geräuschkulisse sehr entspannt.

Achtung, Irrtum!

Abgesehen von häufigen Fragen gibt es auch einige Irrtümer rund um den Schlaf, die sich hartnäckig halten. Wie können diese Irrtümer entkräftet werden? Wir formulieren hier einige Vorschläge:

„Kinder, die abends ausgetobt werden, schlafen nachts besser!“
Das Gegenteil ist meist der Fall: Kinder sind oft irritiert, wenn nach der Aktivität plötzlich Schlaf angesagt ist. Besser ist es, wenn der Abend ruhig gestaltet und mit Ritualen langsam auf die Schlafenszeit vorbereitet wird.

„Je weniger Kinder tagsüber schlafen, desto mehr schlafen sie nachts!“
Nein. Übermüdete Kinder finden schlechter in den Schlaf.
Hinweis: Ausführliches zum Zusammenhang von Tag- und Nachtschlaf in Kapitel 3

 „Wenn das Baby nachts aufwacht, liegt das immer am Hunger!“
Es gibt viele andere Gründe, die in Frage kommen und ggf. überprüft werden sollten, wie zum Beispiel das Bedürfnis nach Nähe, eine nasse Windel, Probleme mit der Verdauung oder Schmerzen beim Zahnen.

„Die Kinder anderer Eltern schlafen besser.“
Jedes Baby ist anders. Der Vergleich bringt Eltern nicht weiter und von gesellschaftlichen Erwartungen sollten sie sich frei machen. Sicher ist: Durchschlafende Babys sind eher die Ausnahme als die Regel.

 „Das Baby muss von Beginn an allein schlafen.“
Es gibt keinen nachweisbaren Mehrwert, wenn Kinder früh allein schlafen. Im Gegenteil, es wird empfohlen, dass Babys anfangs bei den Eltern schlafen, um die Wachphasen kurz zu halten und die Bindung zu stärken. Babys hatten über die gesamte Schwangerschaft Wärme, Körperkontakt und eine Geräuschkulisse zum Schlafen. Die Umstellung muss schrittweise gelernt werden.

„Das Baby braucht eine Decke und Kuscheltiere.“
Das kann sogar gefährlich sein. Im Bett haben Decken, Kissen & Co nichts verloren. Empfohlen wird mindestens in den ersten 18 Monaten das Schlafen im Schlafsack.
Hinweis: Mehr dazu in Kapitel 3 unseres Webinars

 „Das Baby benötigt einen warmen Raum.“
Empfohlen wird eine Raumtemperatur von 16 °C bis 18 °C, jahreszeitlich abgestimmte Schlafkleidung und ein passender Schlafsack schützen vor Auskühlung.
Hinweis: Mehr dazu in Kapitel 3

„Das Baby muss durchschlafen.“
Hier hilft ein Hinweis auf den kleinen Magen von Babys und den hohen Kalorienbedarf: Sie müssen besonders in den ersten Wochen nachts mehrfach aufwachen, um Nahrung zu sich zu nehmen.

„(Viel) Milch hilft für besseren Schlaf.“ 
Babys sollten nicht hungrig zum Schlafen gelegt werden – aber mehr Milch bedeutet nicht mehr oder längeren Schlaf. Auch der Mythos, angedickte Milch oder Flaschennahrung helfe beim Durchschlafen, ist falsch. Im Gegenteil: Ein zu voller Bauch kann zu Beschwerden, wie Blähungen oder allgemeinem Unwohlsein führen. Eine normale (Still-) Mahlzeit vor dem Schlafengehen und bei Bedarf eine oder mehrere Zwischenmahlzeiten in der Nacht sind deshalb ausreichend.

Der Plötzliche Kindstod

Wenn ein Kind plötzlich, ohne Anzeichen einer Vorerkrankung oder anderer erkennbarer Ursachen, im ersten Lebensjahr im Schlaf verstirbt, spricht man vom „Plötzlichen Kindstod“ oder auch „Sudden Infant Death Syndrome (SIDS)“. Ein Umstand, für den Ärzt*innen bisher keine einheitliche Erklärung finden konnten. Diese beunruhigende Tatsache führt häufig dazu, dass viele frischgebackene Eltern gerade in den ersten Lebenswochen voller Sorge über dem Bettchen ihres Neugeborenen wachen.
Das beste Mittel gegen übergroße Ängste: eine ruhige, faktenbasierte Aufklärung. Denn wenn gleich die Ursache(n) für SIDS bisher nicht abschließend geklärt werden konnten, so gibt es doch einige Risikofaktoren, die man kennen sollte.

Man geht heute davon aus, dass ein Zusammenspiel mehrerer Risikofaktoren den SIDS begünstigt. Dabei unterscheiden Ärzt*innen zwischen unvermeidbaren und vermeidbaren Faktoren.

Zu den unvermeidbaren Risikofaktoren zählen:

  • Die genetische Veranlagung: Studien zeigen, dass Geschwisterkinder von SIDS-Kindern ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, ebenfalls betroffen zu sein
  • Auch (Extrem-) Frühchen und Mehrlingskinder sind öfter betroffen, sowie Kinder mit Herz-Vorerkrankungen
  • Erkältungsinfekte und allgemeine Erkrankungen der Atemwege stehen ebenfalls im Verdacht, ein zusätzliches Risiko darzustellen

Eltern von Kindern mit einem oder mehreren dieser unvermeidbaren Risikofaktoren werden in der Regel bereits in der Klinik von medizinischem Fachpersonal über die Risiken aufgeklärt und die Familie wird ggf. mit der Empfehlung zum Schlafmonitoring nach Hause entlassen.

Vermeidbare Risikofaktoren sind:

  • Schlafen des Babys in Bauchlage
  • Schlechte Belüftung des Raums bzw. schlechte Luftzirkulation im Schlafbereich des Babys (zum Beispiel durch Gitterschutz, Kuscheltiere oder Betthimmel)
  • Überhitzung im Schlaf
  • Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol, Drogen und Nikotin in der Schwangerschaft
  • Babys, die in einer verrauchten Umgebung aufwachsen, sind ebenfalls gefährdet. Die Schlafumgebung sollte absolut rauchfrei sein – Vorsicht ist auch geboten, wenn ein Elternteil raucht und im Familienbett schläft. Die Rolle von ausgeatmetem Nikotin oder von Ausdünstungen aus den Haaren und aus der Kleidung ist nicht abschließend geklärt
  • Stress steht ebenfalls als Risikofaktor im Verdacht: Stress in der Familie und der direkten Umgebung des Babys überträgt sich unbewusst und kann das Risiko ebenfalls erhöhen

Wichtig zu wissen: Erst die Kombination von mindestens drei dieser Faktoren sorgt in der Regel für ein erhöhtes Risiko fürs SIDS. Vermeidbare Risikofaktoren sollten dennoch unbedingt minimiert werden!

Was ist Eltern zu raten, die Angst vor SIDS haben?

Vielen Eltern hilft es, sich bewusst zu machen, dass der Plötzliche Kindstod sehr selten auftritt. Auch zeigt die Statistik, dass die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahren dank der Aufklärungsarbeit weiter gesunken ist. Die Angst davor sollte daher nicht den Alltag der Familie bestimmen. Bei großer Unsicherheit und Sorgen können sich Eltern immer an ihre Hebamme oder an Kinderärzt*innen wenden. Sinnvoller als die Ausstattung mit diversen technischen Geräten zur Schlafüberwachung, ist der gezielte Besuch eines Erste-Hilfe-Kurses für Neugeborene und Kleinkinder.

Das A und O bei der Prävention ist die sichere Schlafumgebung. Hierzu gehören alle Punkte, die bereits in den vorangegangenen Kapiteln des Webinars angesprochen wurden.

Wir haben die wichtigsten Faktoren zur SIDS-Prophylaxe hier noch einmal als Checkliste zum Herunterladen zusammengefasst:

Gut zu wissen: Gestillte Babys haben ein niedrigeres Risiko für SIDS.

Für eine individuelle Beratung zur SIDS-Prophylaxe können sich Eltern jeder Zeit an ihre Hebamme oder an die Kinderärzt*innen wenden.


Mit diesem Beitrag endet das Webinar zur gesunden Schlafumgebung. Wir danken allen Teilnehmerinnen und hoffen, dass du viele Anregungen für deinen Berufsalltag mitnehmen konntest. Unser ganz besonderer Dank geht an ALVI® sowie an unsere Expertinnen Wiebke, Zohre und Swantje!

Wir hoffen, dass du mit diesem Webinar viele Elemente gelernt oder aufgefrischt hast, die dich zukünftig in der Beratung mit deinen Eltern unterstützen.  

Du kannst dir natürlich alle Inhalte erneut anschauen und alle Kapitel erneut bearbeiten. Bist du bereit, kannst du auf der folgenden Seite unseren Fragebogen zu diesem Thema ausfüllen, um das Webinar erfolgreich abzuschließen. 

Solltest du inhaltliche Rückfragen zu einzelnen Kapiteln oder zum Ablauf des Webinars haben: Melde dich gern bei uns per Mail: kontakt@hebammen-testen.de

Wir wünschen dir viel Erfolg beim Abschlusstest.