Kapitel 4 des Webinars Darmgesundheit mit Velgastin®
Teil 4 von 6
Hilfe bei Blähungen
Für Babys
Blähungen können nicht nur für Säuglinge sehr schmerzhaft sein, sondern stellen für die gesamte Familie eine Belastung dar. Daher ist es immer hilfreich, wenn ihr den Eltern ein paar Hausmittel oder kleine Übungen zeigen könnt, mit denen sie die Beschwerden beim Baby lindern. Diese umfassen:
- Bauchmassage: Eine sanfte Massage, bei der mit kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn rund um den Nabel des Babys gerieben wird. Öle, vor allem Kümmel, Anis oder Fenchel, können die Wirkung unterstützen. Vorsicht: Die Bewegungen sollten sich unter dem Rippenbogen befinden. Nützliche Videos mit einem „How to“ unterschiedlicher Techniken zum Weitergeben an die Eltern findet ihr hier.
- Beinbewegungen: Das Baby auf den Rücken legen, Beine sanft anwinkeln und dann in Richtung des Bauchs schieben. Leichte Vibrationen können die Wirkung unterstützen.
- Schlafen: Babys entspannen schlafend am besten und kommen zur Ruhe. Das kann den Luftstau auflösen.
- Pucken: Gepuckte Babys können weniger unter Bauchschmerzen leiden und besser schlafen. Das enge Einwickeln verhindert, dass sich die Extremitäten bewegen und das Kind so zur Ruhe kommt. Außerdem vermittelt es, in Anlehnung an die Situation im Mutterleib, ein Gefühl von Geborgenheit. Vorsicht: Nicht alle Eltern stehen dem Pucken offen gegenüber. Grundsätzlich ist die Studienlange hier auch nicht einheitlich, was die Vor- und Nachteile angeht. Wollt ihr euren Eltern das Pucken vorstellen, ist es wichtig, dass ihr darauf hinweist, dass das Baby niemals in Seiten- oder Bauchlage positioniert wird. Die Methode kann bis zum zweiten Monat angewendet werden bzw. bis die Kinder in der Lage sind, sich selbst zu drehen. Körperkontakt ist dem Pucken allgemein vorzuziehen.
- Tragen: Die Nähe und Wärme beim Tragen sorgt dafür, dass sich die Krämpfe lösen. Auch weil die Kinder sich geborgen fühlen und daher körperlich entspannen. Die Bewegung des Tragenden wirkt dabei ähnlich wie eine Bauchmassage. Ein Tragetuch oder eine Babytrage ermöglichen, dass das Baby nah am Körper der Eltern getragen wird. Zudem fördert eine Bein-Abspreizhaltung das Loswerden von Winden.
- Wärme: Wärmende Auflagen, wie Wärmflaschen, Kirschkernkissen oder ähnliches, können die Krämpfe lindern.
- Reizüberflutung reduzieren: Lautstärke, künstliche Lichteinfälle und ähnliches auf ein Minimum verringern. Sich schon so früh wie möglich auf einen festen Tagesrhythmus festlegen.
Bei älteren Babys (ab 6 Monaten) können auch verdauungsfördernde Tees aus Fenchel, Anis oder Kümmel hilfreich sein. Allerdings sollte auf Tees wirklich nur im Fall von Beschwerden gesetzt werden. Grundsätzlich benötigen Babys nämlich keine weitere Flüssigkeit außer der Muttermilch. Milde Kräutertees sind okay, allerdings sollten nur geringe Mengen und nicht zu häufig Tee gegeben werden, denn sie können Allergene enthalten.
Jedes Kind ist individuell und reagiert unterschiedlich auf verschiedene Hilfsmittel. Daher sollte alles ausprobiert und durchaus auch in Kombination angewendet werden, um zu schauen, was im jeweils speziellen Fall wirkt. Sind die Blähungen und Schmerzen nicht in den Griff zu bekommen, hilft es, einen Arzt aufzusuchen und den Säugling einmal komplett durchchecken zu lassen.
Des Weiteren könnt ihr Eltern, die dafür offen sind, auch an Osteopath*innen verweisen oder ihnen folgende Übungen vorstellen:
Osteopathische Lösungen
- Fliegergriff: Das Baby liegt mit dem Bauch auf dem Unterarm des Tragenden, das Köpfchen ruht in dessen Hand. Die Hüfte sollte sich in der Armbeuge des Haltenden befinden und die Beine locker zu Boden hängen. Mit der zweiten Hand kann ein leichter Druck auf den Bauch ausgeübt werden. Dies hilft, die Verspannungen zu lösen.
- Variante des Beinanbeugens: Die Beine an beugen, die obere Hand unterhalb des Rippenbogens mit der Kante auf den Bauch positionieren und dann mit der unteren Hand leicht an den Seiten des Bauchs Druck ausüben.
Einsatz sanfter Medizin
Sanfte Medikamente können helfen, Blähungen zu lösen. Hierbei gibt es vor allem zwei Wirkarten: probiotische Lösungen sowie blähungstreibende Präparate:
- Probiotische Heilmittel sollen die Reifung des Darmmikrobioms unterstützen. Weitere Informationen über Probiotika findet ihr weiter unten im zugehörigen Kapitel.
- Blähungstreibende Präparate hingegen behandeln das Symptom Blähungen, ohne dabei ins Blut überzugehen. Hier sind bei Blähungen vor allem Entschäumer mit dem Wirkstoff Simeticon zu nennen. Sie verringern die Oberflächenspannung der kleinen Luftbläschen, sodass diese zerfallen bzw. sich leichter auflösen können und die Luft den Darm leichter passieren und abtransportiert werden kann.
Die Velgastin® Blähungen Suspension von Engelhard gehört zur zweiten Gruppe. Die Tropfen wirken schnell und gezielt und sind sehr gut verträglich. Zudem mindern sie den Druck im Bauch und beruhigen ihn. Sie werden nicht ins Blut aufgenommen und haben einen physikalischen Wirkmechanismus. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bisher keine bekannt. Gleichzeitig kann der in Velgastin® enthaltene Wirkstoff Simeticon die Anzahl und Intensität der Schreiattacken verringern.1 Außerdem wird verhindert, dass sich weitere Luftbläschen bilden.
Vorteile Velgastin®
Zudem weist die Suspension noch weitere Vorteile auf:
- wird in Deutschland hergestellt
- leichte Anwendung in Tropfenform
- vegan
- lactose- & glutenfrei
- ohne Farbstoffe, schädliche Parabene und ohne Natriumbenzoat
- Natriumbenzoat kann in Vergleichsprodukten enthalten sein. Natriumbenzoat kann den Bilirubinwert (Bilirubin = ein gelbliches Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin) erhöhen, was zu Gelbsucht und im schlimmsten Fall zu nachhaltigen Hirnschädigungen führen kann.
- auch für Schwangere und Stillende geeignet
- erstattungsfähig und zuzahlungsfrei für Kinder bis 3 Jahre, wenn es vom Arzt verschrieben wird2
- enthält keinen Zucker, sondern Zuckeraustauschstoffe wie Natriumsaccharin oder Natriumcyclamat
Velgastin® kann bevorzugt vor dem Stillen – oder im Fläschchen beim Füttern – gegeben werden. Es bietet sich beispielsweise an, es mit der Muttermilch zu mischen. Auch nach dem Stillen ist eine Gabe möglich, da aber viele Babys, wenn sie satt sind, eher weniger bereit sind, noch mal den Mund zu öffnen, wird erstere Variante empfohlen.
Alternative Heilmethoden: Kümmelzäpfchen
Neben der Velgastin® Suspension stellen Kümmelzäpfchen ein weiteres blähungstreibendes Präparat dar. Sie können ebenfalls ab der Geburt gegeben werden. Sie sollen blähungstreibend und krampflösend wirken.
Hinweis: Hausmittel und Selbstmedikation haben Grenzen. Vor allem wenn Beschwerden beim Säugling über einen längeren Zeitraum bestehen und diese nicht besser, sondern schlimmer werden. In solchen Fällen muss der Kinderarzt aufgesucht werden, um anhand der Anamnese genau nach Ursachen zu forschen.
Probiotika
Daneben gibt es noch Probiotika, die bei Blähungen Einsatz finden. Allerdings haben sie beispielsweise im Vergleich zu Velgastin® Blähungen Suspension keine sofortige Wirkung, sondern müssen über einen längeren Zeitraum (z. B. zwei Wochen) gegeben werden. Ihre Aufgabe ist es nicht, direkt zu helfen, sondern sie unterstützen die Entwicklung des Darmmikrobioms, welches bei Neugeborenen noch unreif ist. Durch sie sollen Bakterien angesiedelt und insgesamt das Ökosystem aufgebaut werden. Die Studienlage ist jedoch auch hier nicht eindeutig in Bezug auf die Evidenz derartiger Präparate.
Expertenmeinungen zu Probiotika
Probiotika werden bei Blähungen eingesetzt und auch gerne von Hebammen empfohlen. Primär kommen dabei Milchsäurebakterien (bspw. Lactobacillus reuteri) zum Einsatz. Bei bestimmten Erkrankungsfällen, zum Beispiel atopische Dermatitis (Ekzeme) bei Babys, haben Studien gute Ergebnisse erzielt. Je mehr Studien es zu einem bestimmten Themenbereich gibt, desto heterogener werden auch die Daten. Zudem muss dabei geschaut werden, welche Probiotika untersucht werden: Häufig werden Stämme wie der Lactobacillus reuteri untersucht, obwohl Bifidobakterien ebenfalls Laktat erzeugen und bei der Erstbesiedelung eine größere Rolle spielen. Studien zu Lactobacillus reuteri zeigen gute Effekte, allerdings nur mit einer grenzwertigen Signifikanz. Die Studienlage zu Probiotika ist deshalb differenziert zu betrachten.
„So lange die Pathophysiologie [Lehre von den krankhaft veränderten Körperfunktionen, sowie ihrer Entstehung und Entwicklung] noch nicht eindeutig ist, ist die Lösung noch schwierig und eine schwarz-weiße Antwort aus wissenschaftlicher Sicht ist nicht möglich.“ Prof. Dr. Dirk Haller, Experte für das Darmmikrobiom
Babymilch mit Probiotika – eine Stellungnahme von Prof. Dr. rer. nat. Dirk Haller
Es gibt einige Mütter, die früh abstillen, weil sie nicht stillen können oder möchten oder bei denen sich von Anfang an keine harmonische Stillbeziehung zu ihrem Baby einstellt, so dass sie auf Milchnahrung angewiesen sind. Viele Eltern greifen auch im Laufe ihrer Stillzeit auf Milchprodukte zurück. Hersteller versuchen daher vermehrt, diese der Muttermilch so ähnlich wie möglich anzugleichen. Dies betrifft vor allem die Human-Milchzucker, die in die Formula eingebracht werden oder auch Milchsäurebakterien (bspw. Bifidobakterien oder Lactobacillen), die zu den Probiotika gehören. Auf sie wird bevorzugt zurückgegriffen, weil sie schon lange Zeit sicher genutzt werden.
Allerdings hat eine Interventionsstudie3 nachgewiesen, dass der Nutzen dieser über Muttermilch abgegebenen Bifidobakterien eher gering ist, da diese den Darm nicht langfristig besiedeln. Das zeigt also, dass es sehr schwierig ist, über solche externen Maßnahmen die benötigen Bifidobakterien beizufügen – insbesondere da die Wissenschaft noch nicht sicher belegen kann, welche Stämme dies genau sind.
„Durch das Hinzufügen von Probiotika in Babymilch sieht man kaum einen Unterschied, allerdings spricht auch nichts dagegen, es zu ergänzen. Einen sichtbaren Nachteil gibt es nicht. (…) Die Zucker, die in Babymilch enthalten sind, können als Substrat für Bifidobakterien nützlich sein und deren Wachstum unterstützen. Heute ist schon eine sehr starke Annäherung an Muttermilch erreicht, auch wenn diese weiterhin den Goldstandard darstellt.“ Prof. Dr. Dirk Haller, Experte für das Darmmikrobiom
Das letzte Kapitel befasst sich mit weiterführenden Informationen zu Blähungen, gerade was Gase bei Schwangeren und Stillenden betrifft sowie der Beantwortung häufiger Fragen zu dieser Thematik.
1 Weingartner U, Petersen-Braun M. Anwendungsbeobachtung: Simeticon bei Sauglingskoliken wirksam undverträglich. Pharmazeutische Zeitung 2004; https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-28-2004/pharm7-28-2004/
2 Nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel sind für Kinder unter 12 Jahren nach §34 Abs. 1 SGB V in der gesetzlichen Krankenkasse erstattungsfähig. Zuzahlung laut Festbetragsübersicht nach §35 Abs. 8 SGB V des DIMDI; Stand 01.01.2022
3 Haller, Dirk et al: Randomized controlled trial on the impact of early-life intervention with bifidobacteria on the healthy infant fecal microbiota and metabolome, The American Journal of Clinical Nutrition, 2017 Nov;106(5):1274-1286.