Kapitel 2 des Webinars Darmgesundheit mit Velgastin®

Teil 2 von 6

Baby-Blähungen und seine Ursachen

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Magenprobleme im Allgemeinen

Wie ihr wisst, sind die ersten Lebensmonate des Babys geprägt von teilweise rasanten Entwicklungsschritten und Wachstumsschüben. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings auch, dass Kinder auf manche äußeren Einflüsse, aber auch auf diese körperlichen Veränderungen stark reagieren. Dazu gehört auch der Magen-Darm-Trakt, der gerade in den ersten Monaten noch sehr sensibel ist. Dies kann dazu führen, dass unterschiedliche Verdauungsbeschwerden auftreten.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Bauchschmerzen und Reflux
  • Spucken und Erbrechen
  • Auffälligkeiten beim Stuhl (z. B. sehr flüssiger oder fester)
  • Häufigkeit des Stuhlgangs
  • Koliken und Blähungen

„Aufgrund der physiologischen Unreife reagieren Babys sehr individuell auf unterschiedliche Beschwerden. Auch die Verdauung ist bei den Kindern sehr verschieden, ebenso wie die Ursachen für Bauchschmerzen bei den Kleinen total unterschiedlich sein kann.“   Hebamme Simone Großner

Exzessives Schreien

Velgastin Moodbild Kompetenzbereich

Dementsprechend drehen sich um die oben genannten Beschwerden wahrscheinlich auch bei euch die meisten Fragen der Eltern. Vor allem dann, wenn die Probleme gemeinsam mit sehr starkem Schreien auftreten. Doch wie ihr wisst, ist Schreien allein erst mal kein besorgniserregender Grund. Denn es ist ein normales Kommunikations- und Ausdrucksverhalten eines jeden Säuglings. Durch das Schreien machen sie auf ihre Bedürfnisse aufmerksam, zum Beispiel, wenn sie Hunger haben oder müde sind. Normalerweise schreien Neugeborene in den ersten sechs Lebenswochen durchschnittlich zwei Stunden am Tag. Dauert es aber länger, kann es sich um exzessives Schreien handeln.

Laut der Dreier-Regel von Wessel1 liegt exzessives Schreien dann vor, wenn körperlich gesunde Säuglinge länger als drei Stunden am Tag an mindestens drei Tagen pro Woche über einen Zeitraum von mindestens drei Wochen aus unerklärlichen Gründen schreien. Dies wurde mittlerweile erweitert und so ist auch die Unstillbarkeit der Attacken ein charakteristisches Merkmal.

Normales Schreiverhalten bei Säuglingen2

AlterSchreidauer
0-6 Wochen2 Stunden pro Tag
8-12 Wochenca. 1 Stunde pro Tag

Exzessives Schreien ist eine der häufigsten Beschwerden im frühen Säuglingsalter. Etwa jedes vierte Neugeborene ist davon betroffen. Diese Schreiepisoden beginnen häufig schon in der zweiten Lebenswoche und können bis zu vier Monate andauern. In den meisten Fällen enden sie genauso spontan wieder, wie sie eingesetzt haben. Das exzessive Schreien hat in der Regel keine organische Krankheit als Ursache und ist daher sehr unspezifisch.

Wie äußert sich exzessives Schreien?

Schwere Schreiepisoden lassen sich an den folgenden Merkmalen erkennen:

  • aufgeblähtes Abdomen
  • schmerzverzerrtes und gerötetes Gesicht
  • ein krampfartiges Anziehen der Beine an den Oberkörper, teilweise kann der Spannungszustand der Muskulatur so stark sein, dass das Baby sich überstreckt und eine rückwärtige Brückenhaltung einnimmt (fachlich: opisthotone Körperhaltung)
  • zusammengeballte Fäustchen
  • gestörter Wach-Schlaf-Rhythmus
  • Fütterstörungen, z. B. Verweigerung der Nahrung oder keine Anzeichen von Hunger

Anzeichen für exzessives Schreien

Neben diesen körperlichen Auffälligkeiten gibt es noch folgende Merkmale:

  • plötzlich einsetzendes, schrilles Schreien von hoher Intensität ohne erkennbare Ursache
  • sensorische Übererregbarkeit
  • Unwohlsein in horizontalen Positionen, Drang zu vertikaler Haltung
  • Schwierigkeiten, sich zu beruhigen, selbst durch Unterstützung der Eltern
  • Einschlafstörung, Schlafmangel, Übermüdung

Ursachen für exzessives Schreien

Neben Bauchkrämpfen und intestinalen Motilitätsstörungen können auch Blähungen die Ursache für exzessives Schreien sein. Zudem belegen Studien, dass gastrointestinale Beschwerden ursächlich sind: Im Stuhl von Säuglingen, die durch exzessives Schreien auffielen, wurde im Vergleich zu Kindern mit normalen Schreiverhalten eine geringere Diversität des Darmmikrobioms nachgewiesen.3 Zu den bei Schreikindern stark vertretenen Proteobakterien gehören auch die gasbildenden coliformen Bakterien. Diese können schmerzhafte Blähungen auslösen.

„Blähungen können teilweise zu großen Beschwerden führen. Da dies mit Schmerzen verbunden ist, kommt es zu Schreien, denn das ist die einzige Möglichkeit, die Babys haben, um auf sich aufmerksam zu machen.“   Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Vera Spies

Was sind Ursachen von Blähungen?

Blähungen haben ganz vielzählige und unterschiedliche Ursachen. Diese können ernährungstechnisch, psychologisch wie auch medizinisch bedingt sein.

  • Gerade, weil Blähungen bei Babys häufig auftreten, gehen Experten davon aus, dass das noch nicht reibungslose Zusammenspiel im Darm – beispielsweise von Darmmikrobiom und Enzymen – eine Ursache sein kann. Allerdings ist dies wissenschaftlich nicht abschließend belegt.
  • Babys nehmen Luft beim Trinken an der Brust oder Flasche auf. Wenn Luft und Gase nicht richtig aus dem Darm entweichen können, bildet sich ein feinblasiger, träger, gärgasgefüllter Schaum, der, vermischt mit Nahrungsbrei, nicht resorbiert werden kann. Dies führt zu Blähungen und teilweise auch Schmerzen.
  • Reizüberflutungen, Stress oder eine unruhige Umgebung können infolge eines allgemeinen Unwohlseins ebenfalls zu Unwohlsein im Babybauch führen. Auch beim Stillen können Ablenkungen für einen unregelmäßigen Trinkfluss beim Baby führen, so dass es vermehrt Luft verschlucken kann.
  • Säuglingen fehlt noch eine ausgereifte Selbstregulation – sie schreien häufiger, wodurch mehr Luft in den Bauch des Babys gelangt und Blähungen sowie Bauchweh verursacht.
  • Krankheitsbedingte Ursachen sind beispielsweise eine Laktose- oder Glutenintoleranz, beziehungsweise auch Probleme mit der Bauchspeicheldrüse. Sie sind zwar nicht ursächlich für Blähungen, aber diese können durch die Aufnahme von zu viel Luft in Folge des exzessiven Schreiens entstehen.
  • Eine Nikotinexposition sowohl während der Schwangerschaft als auch in den ersten Lebensmonaten kann zu gastrointestinalen Störungen führen.
  • Neurologische Störungen, wie eine frühkindliche Hirnschädigung, können ebenfalls ursächlich sein.
  • Auch manche Medikamente können Blähungen als unerwünschte Wirkung auslösen.

Wird ein konkreter Grund als Ursache für die Blähungen vermutet, kann natürlich versucht werden diesen zu beseitigen, beispielsweise durch Umstellung der Nahrung. Unabhängig von der Ursache ist aber natürlich immer – eine Beachtung der sogenannten Red Flags vorausgesetzt – eine symptomatische Therapie möglich, die die gasbedingten Beschwerden unabhängig von der Ursache erträglicher macht.

„Es gibt immer, wenn Kinder Beschwerden haben und viel Schreien, sehr vielfältige Ursachen. Wichtig ist, dass man ausschließt das etwas Gravierendes dahintersteckt.“   Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Vera Spies

Exkurs:

Sollten bei älteren Kindern Blähungen auftreten, kann durch eine von einer Nahrungsumstellung bedingt sein, zum Beispiel von Muttermilch auf feste Nahrung.

Wichtige Fakten rund um Blähungen:

  • Ca. 16 % der Babys in Deutschland schreien bis zum 3. Lebensmonat exzessiv.4
  • 96 % der Mütter von Schreibabys leiden unter einem chronischen Erschöpfungs- und Überforderungssyndrom, weil das Schreien für sie sehr belastend ist.5

Weiter geht es mit Kapitel 3. Dort besprechen wir die Symptome von Blähungen und beschäftigen uns mit deren Prävention.

1 Wessel MA et al. Paroxysmal fussing in infancy, sometimes called colic. Pediatrics 1954; 14: 421–435

2 Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ).  https://www.kinderaerzte-imnetz.de/news-archiv/meldung/article/schreibabyeltern- sollten-sich-fruehzeitig-unterstuetzung-holen/ (letzer Aufruf: 02.03.22)

3 de Weerth C et al. Intestinal microbiota of infants with colic: development and specific signatures. Pediatrics 2013; 131: e550-5588

4 Kinder- & Jugendärzte im Netz. Schreibaby (Regulationsstörung, veraltet: Dreimonatskoliken) – Was ist ein Schreibaby? (01.08.2018). www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/schreibaby-regulationsstoerung-veraltet-dreimonatskoliken/was-ist-ein-schreibaby/ (letzter Zugriff: 09.03.2022)

5 Kinder- & Jugendärzte im Netz. Schreibaby (Regulationsstörung, veraltet: Dreimonatskoliken) – Auswirkungen (01.08.2018). Im Internet: www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/schreibaby-regulationsstoerung-veraltet-dreimonatskoliken/auswirkungen/ (letzter Zugriff: 09.03.2022)