Hintergrundwissen Blähungen
Die Ursachen
Blähungen können unterschiedliche Gründe haben. Dazu zählt Luft, die über das Trinken an der Brust oder Flasche unabsichtlich mit aufgenommen wird wie auch der unvollständige Entwicklungsstand des Darmmikrobioms. Gleichsam kann eine Nahrungsumstellung – zum Beispiel von Muttermilch auf feste Nahrung – Blähungen zur Folge haben. Neben diesen ernährungsspezifischen Ursachen können zudem Reizüberflutungen, Stress oder Veränderungsprozesse in der Zusammensetzung der Darmmikrobiotika dieses Unwohlsein begünstigen.
Desgleichen kann Säuglingen eine ausgereifte Selbstregulation fehlen. Man spricht dann von einer Regulationsstörung. Dies zeigt sich vor allem in exzessiven Schreiepisoden. Das unstillbare, stundenlange Schreien kann dann wiederum dazu führen, dass vermehrt Luft geschluckt wird und in ihren Bauch gelangt. Blähungen sowie Bauchweh können die Folge sein und das Schreien noch verstärken.
Aber auch krankheitsbedingte Ursachen existieren. Dazu gehören beispielsweise eine Laktose- oder Gluten Intoleranz oder Probleme mit der Bauchspeicheldrüse.
Typische Symptome bei Blähungen
- fester Bauch
- Durchfall oder Verstopfung beim Baby
- gekrümmte Körperhaltung und angezogene Beine
- Appetitlosigkeit, ggf. fehlende Gewichtzunahme
- Schreiattacken
Wichtige Fakten rund um Blähungen
- Ca. 16 % der Babys in Deutschland schreien bis zum 3. Lebensmonat exzessiv.1
- 96 % der Mütter von Schreibabys leiden unter einem chronischen Erschöpfungs- und Überforderungssyndrom, weil das Schreien für sie sehr belastend ist.1
Der Zusammenhang von Blähungen und exzessivem Schreien
Was ist exzessives Schreien?
Heftiges, unstillbares Schreien über lange Zeiträume und in regelmäßigem Auftreten wurden früher als Dreimonatskoliken bezeichnet. Heute ist der Begriff exzessives Schreien in Verwendung. Es ist meist mit einer starken Unruhe des Babys verbunden und tritt in den ersten Lebensmonaten auf.
Als Einordnung gelten folgende Maßstäbe: Betroffene Säuglinge schreien in der Summe mehr als drei Stunden pro Tag an mindestens drei Tagen pro Woche über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen hinweg (Wessel-Kriterien).
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Vera Spies
Wichtig ist auf jeden Fall, mit dem Kinderarzt oder der Hebamme gemeinsam die Situation genau unter die Lupe zu nehmen und zu versuchen, individuelle Ursachen und Lösungsmöglichkeiten herauszufinden.
„Die Kleinen schreien, weil sie Bauchschmerzen haben. Sie können sich reinsteigern, schreien zunehmend, schlucken dabei aber wieder vermehrt Luft, wodurch die Blähungen unterstützt werden können. Dies kann das exzessive Schreien häufig verursachen.“ Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Vera Spies.
Osteopathische Behandlungsmöglichkeiten
Sollten die Koliken Anspannungen und Blockaden als Ursache haben, kann diesen mit einer osteopathischen Behandlung entgegengewirkt werden. Durch sanfte Berührungen und dem Ertasten der körperlichen Sperren können diese in der Folge erkannt und darauf reagiert werden. Individuelle Lösungen können mit einem Osteopathen gefunden werden.
1Kinder- & Jugendärzte im Netz. Schreibaby (Regulationsstörung, veraltet: Dreimonatskoliken) – Was ist ein Schreibaby? (01.08.2018). www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/schreibaby-regulationsstoerung-veraltet-dreimonatskoliken/was-ist-ein-schreibaby/ (letzter Zugriff: 01.04.2022)
Zusammenhang zwischen Blähungen und Schreibabys
Blähungen können eine Ursache von exzessiven Schreien bei Babys sein, aber auch andersherum gibt es eine Kausalität, wenn durch das Schreien viel Luft aufgeschnappt wird. Daneben existieren aber weitere mögliche Gründe. Sollte das Schreien über längere Zeit anhalten, ist es angeraten, gemeinsam mit einem Pädiater eine gründliche Untersuchung vorzunehmen.
Spätfolgen bei Schreibabys
Eine australische Studie hat den Zusammenhang von Schreibabys und möglichen Spätfolgen, wie Verhaltens- oder Regulationsproblemen in Bezug auf das Schlafen, Essen und Temperament untersucht und hat keine Kausalität entdeckt. Schreiphasen, die auch als Regulationsstörungen bezeichnet werden, die innerhalb von drei Monaten wieder abklingen, beeinflussen weder das Verhalten des Kindes noch das Familienleben.